Projekt Wiederbelebung...Teil 1
Wenn man Handspinnerin ist, laufen einem manchmal nette oder hilfsbedürftige Dinge hinterher. So geschah es mir vor Kurzem.
Eine Freundin meiner Spinngruppe schickte mir Bilder eines sehr alten Rädchens, dass als "Feuerholz" enden sollte, weil keiner Interesse zeigte und es in einem recht bemitleidenswerten Zustand sei.
Sie schickte mir Bilder , mein Liebster sah die Bilder und sagte sofort, das kriegen wir hin, nix Feuerholz.
Er ist ja seines Zeichens Kunsthistoriker UND Restaurator, wo also wäre so ein Spinnrad besser untergebracht, als bei uns.
Nun haben wir uns heute des Rädchens angenommen und schon mal die ersten Arbeiten erledigt.
Ich habe mit einer Essigessenzlösung eine erste Grundreinigung vorgenommen, das brachte schon recht gute Ergebnisse. Nun konnte man das Spinnrad besser beurteilen und einordnen.
Das war der Urzustand, nicht so hübsch, aber mit Potenzial.
Als nun mein Schatz das Rad heute sah, meinte er, das sei seeeehr alt, er schätzt es auf ca.1850.
Was für ein hübsches Stück Geschichte, das musste gerettet werden!!
Nun haben wir es erstmal zusammengesetzt, um zu sehen, was da ist, was fehlt und was gemacht werden muss. Resümee, es ist nicht so arg, wie es erst aussah.
Dann hab ich wieder mit einer Lösung aus Essigessenz und warmem Wasser die nächste Schicht Schmutz entfernt, das Holz wurde wieder hübsch hell.
Nächster Reinigungsvorgang war , die schwarzen Stellen, die eine Mischung aus Fett und Metallabrieb sind, mit einer Mischung aus Essigessenz, Spiritus und Aceton zu reinigen. Das war der mühsame Teil und der wird auch noch mindestens einmal wiederholt werden müssen.
Erste gute Ergebnisse kann man aber schon sehen.
Man sieht ,wie schwarz es da ist, eine feste Schicht Dreck und Fett. Es hat einen dicken runden Borstenpinsel, viele Wattestäbchen, gute Lappen und viel Geduld gebraucht bis zu folgendem , bisherigem Ergebnis.
So ein altes Rädchen wiederzubeleben macht Spaß und ich kann viel von meinem Schatz lernen, was Restauratoren so an Tricks drauf haben und wissen.
Wir haben dann beraten, wie weit wir die Restaurierung betreiben wollten. Ergebnis, nicht all zu weit, der geschichtlich wertvolle Zustand soll möglichst erhalten bleiben, dennoch soll es spinnbar sein, auf diesem Weg sind wir jetzt.
Wir geben dem Rad soviel technische Hilfe wie es geschichtlich vertretbar erscheint und versuchen dies aber mit Feingefühl zu tun.
Dafür musste und muss folgendes geschehen:
ersetzen des Antriebsfadens,
Lederlager in die Spinnöffnung
Knechtverbindung schaffen, damit sich überhaupt was dreht.
Als Splint, der das Antriebsrad im Holm hält gab es nur einen (!!) grob zugeschnittenen Holzstift, der zweite fehlte ganz. Also hat mein Partner neue Splinte gedrechselt.
Und so sehen die neuen aus. Sie sind noch etwas hell, aber vom Stil her passen sie gut zu den Speichen.
Der sehr grazile Spinnflügel ist komplett erhalten und in gutem Zustand, was absolut nicht selbstverständlich ist, bei diesem Alter. Es fehlen allerdings die Fadenführungen, die müssen wir einbauen.
Der Einzugshaken war auch etwas schwierig zu bedienen, daher hat er einen neuen Schaft gedrechselt, aus Draht einen Haken gebogen und den im Schaft verankert. Auf den Fotos seht ihr oben alt, unten neu.
Da ist zwar noch der alte Wocken drin, aber ist es nicht schon jetzt zauberhaft? Ich bin sehr gespannt, wie dieses kleine ,alte Spinnrädchen nach der Endbehandlung aussieht.
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