Wenn man einen geliebten Menschen verliert....
was kann man dann tun, um wieder zu sich selbst zu finden?
Diese Frage stellte sich mir ja auch nach dem Tod meines Mannes.
Nun, es ist alles andere als einfach.
Es kommt ganz darauf an, wie der Mensch gestrickt ist, wie gut er seine Situation einschätzen kann und wie gut seine Selbstheilungskräfte sind.
Außerdem kommt es darauf an, wie gut sein Umfeld ist. Hat er eigene Freunde , nicht nur welche, die mit beiden befreundet waren, sondern welche, mit denen er eigene Hobbies teilt.
Ist Familie da, gibt es Menschen, die nicht nach so einem Verlust kneifen und sich nicht mehr blicken lassen, weil sie mit einem trauernden Menschen nicht umgehen können und es nicht ertragen von Kummer und Trauer und Tod und Sorgen zu hören.
In meinem Fall war es so, dass mein Mann sehr schnell und vollkommen unerwartet starb, ich stand fast vom einen Tag auf den anderen vor einem Berg an Problemen und Nöten.
Ich dachte, meine Welt geht unter und ich sollte am besten meinem Mann hinterhergehen, ich war am Boden und dachte nicht, dass ich die Kraft haben würde, wieder aufzustehen. Mein Leben war sehr auf meine Ehe und meinen Mann ausgerichtet, wir waren wie die zwei Seiten eines Blattes Papier, unzertrennlich, uns gab es nur zu zweit, 32 Jahre lang.
Nie dachte ich, dass ich wieder leben könnte und nicht nur weiterexistieren, Tag um Tag, Stunde um Stunde, wache Nacht um wache Nacht.
ABER!
Ich bekam Hilfe. Hilfe von meiner Familie, Hilfe von meine Freunden, Hilfe von Kollegen meines Mannes, überall her kam Hilfe. Und ich bekam Kontakt zu einer Psychologin der Diakonie.
All das zusammengenommen befähigte mich, das Licht am Ende des Tunnels zu sehen.
Und das ist der Schlüssel zu Allem, das SEHEN !! Nicht den Kopf in den Sand stecken, nicht aufgeben, nicht den Weg der ewigen und zermürbenden Trauer bis in alle Ewigkeit gehen, NEIN!
Man muss nach der ersten Zeit der Verwirrung, Mutlosigkeit und tiefen Verzweiflung, ja auch das muss sein, den Kopf wieder heben und sich umsehen mit dem Gedanken, was tut MIR gut, was hilft mir und WER hilf mir, wo kann ich mir Hilfe für dieses oder jenes Problem holen.
Man muss sich auf sich besinnen, erfühlen, was man braucht und es sich auch gönnen, weiterleben zu dürfen, mit Freude und Genuss. Das dauert seine Zeit, beim einem dauert es länger, beim anderen geht das schneller.
Man verändert sich, die Sicht auf die Welt verändert sich , es geht nie spurlos an einem vorüber, wenn man so einen Verlust erleidet, aber es hilft auch, sich menschlich weiterzuentwickeln.
Diese Entwicklung kann ziemlich heftig und weitreichend sein, was dem Umfeld sicher auffallen wird. Wie gut die anderen Menschen damit umgehen können ,muss man abwarten, aber es ist nötig, sie für sich selbst zu erkennen und anzunehmen.
Ich habe mich im Nachhinein immer mit einem Phönix verglichen, der aus der Asche wiedergeboren wird, so fühlte ich mich und fühle ich mich bis heute.
Es begann ein neues verändertes Leben, ich musste alles neu sortieren und bewerten. Das brachte mich auch dazu, über mich nachzudenken. Was wollte ich, wohin wollte ich, was erwartetet ich vom Leben jetzt.
So fing ich an, mir einen Plan zu entwickeln. Ich schrieb mir Punkte auf, die ich mir als Ziele setzte.
Erstes Ziel war: Überleben!
Das war das Schwierigste.
Dann kamen so vermeintlich einfache Dinge wie:
nochmal Fahrstunden nehmen, da ich lange Jahre nicht am Steuer gesessen war.
Urlaube allein planen.
Feststellen, wer ich als Frau bin, und wo ich als Frau alleine stehe.
Dies sind nur Beispiele, jeder muss selbst seine eigene Liste machen und seinen eigenen neuen Platz im Leben finden.
Hier ist der Schlüssel: PLANEN, sich ZIELE setzen. Und zwar Ziele, die erreichbar und wichtig sind.
Resümee ist: Das Leben geht wirklich weiter, Tag für Tag einen kleinen Schritt weiter. Und es lohnt sich , diese Schritte Stück für Stück zu gehen.
Das Leben IST schön, auch wenn man das eine Zeit lang nicht so empfinden kann.